„Es ist normal, verschieden zu sein"

lebenshilfe

Bei seiner Herbst-Sitzung hatte der Sozial- Ausschuss wieder einmal Besuch von einer Gruppierung, die von der Kirchengemeinde mit einer jährlichen Spende unterstützt wird.  Dieses Mal waren es zwei Vertreter vom Verein „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung“.  Herr Haab und Herr Bauer, die dem Vereins- Vorstand angehören, aber auch beide eigene Erfahrungen mit einem behinderten Kind haben, erzählten den Mitgliedern weshalb es den Verein gibt und was alles mit und für die Behinderten und ihre Angehörigen getan wird.
"Es ist normal, verschieden zu sein" heißt ein Motto der Lebenshilfe. Damit soll deutlich gemacht werden, dass es die Vielfalt und die Verschiedenheit menschlicher Daseinsformen sind, die das Leben bereichern. Angst und Vorbehalte vor dem Ungewohnten und Unbekannten sollen abgebaut werden. In diesem Zusammenhang ist der Lebenshilfe daran gelegen, deutlich zu machen, dass geistig behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene wie alle Menschen einzigartig und unverwechselbar sind. Sie sind Persönlichkeiten mit ihren individuellen Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen.
Die Lebenshilfe setzt sich dafür ein, dass Behinderung nicht als Krankheit angesehen wird. Eine Behinderung ist nur eine unter vielen möglichen Daseinsformen eines Menschen. Und das Wesen eines Menschen wird nicht allein durch die Behinderung geprägt ( aus: Aufgaben und Ziele der Bundesvereinigung Lebenshilfe)

Die Lebenshilfe Böblingen wurde 1964 von betroffenen Eltern gegründet und ist eine Selbsthilfeorganisation von Menschen mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung sowie deren Angehörigen. Sie besteht heute aus etwa 400 Mitgliedern. Davon sind 250 geistig oder mehrfach behindert.
Die Lebenshilfe  hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Interessen von geistig behinderten Menschen zu vertreten. Nach außen hin gegenüber der Öffentlichkeit, der Gesellschaft, Behörden und anderen Institutionen. Nach innen hin möchte die Lebenshilfe die Eltern und Angehörigen beraten, sie auf ihrem manchmal nicht einfachen Weg begleiten und unterstützen sowie den geistig behinderten Menschen Freizeit- und Betreuungsgestaltungen ermöglichen. Viele Eltern oder Angehörige sind oft völlig unvorbereitet oder überfordert mit einem geistig behinderten Menschen in ihrer Familie oder Umgebung. Die physische und psychische Belastung nimmt erheblich zu und es kann eine Vielzahl an Konflikten und Problemen entstehen.
Die Lebenshilfe bietet daher unterschiedliche Beratungs- und Betreuungsangebote an. An vorderster Stelle der Aufgaben stehen  die familienentlastenden Dienste, um den Angehörigen von Menschen mit Behinderungen Freiräume zur Erholung anzubieten. Die Familien und Angehörigen haben dadurch immer mal wieder ein wenig Zeit zum Durchschnaufen.

Die Betreuungsangebote sind ganz unterschiedlich und werden die ganze Woche über für die Behinderten, die sich zwischen 5 und 80 Jahren bewegen, angeboten. Da gibt es z. B. die Sportgruppen ( Hallensport, Leichtathletik, Schwimmen, Reiten) oder die Alten Hasen, eine Gruppe für ältere behinderte Menschen, die Ausgehgruppe ( Konzerte, Gartenschau, Canstatter Wasen, Kino, Kegeln usw.) die Teestube, in der man sich nach der Werkstatt oder Schule trifft. Alle  4 Wochen gibt es eine Disco im Jugendhaus in Schönaich, die sehr begehrt ist und ein großes Einzugsgebiet hat. Nicht zu vergessen die diversen Freizeiten im Sommer und Winter. Gerade ist eine Gruppe mir 16 Kids und 4 Betreuern auf Kreta
Seit einigen Jahren ist die Lebenshilfe Böblingen im Besitz eines eigenen Freizeithauses  im Allgäu. Mit dem Wegfall der Grenzkontrollen nach Österreich wurde ein Zollgebäude an der Grenze bei Neuhaus nicht mehr benötigt und konnte vom Verein käuflich erworben werden. Nach einem aufwändigen Umbau der Zollstation  nutzt die Lebenshilfe Böblingen ihr "Zollhaus" sehr ausgiebig für Freizeitveranstaltungen ihrer Mitglieder und stellt es auch anderen Behinderteneinrichtungen zur Verfügung.
Weiter berichtet Herr Haab: Neben dem ehrenamtlichen Vorstand und den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle ist noch eine große Anzahl von Betreuerinnen und Betreuern nötig, die einen reibungslosen Ablauf der vielen Aktivitäten gewährleisten. Zurzeit arbeiten ca. 40 zusätzliche ehrenamtliche Mitarbeiter und Honorarkräfte ständig für die Lebenshilfe Böblingen bei den Betreuungs-, Freizeit - und Sportangeboten mit.
Zu einigen Angeboten wird ein Fahrdienst angeboten. Die Lebenshilfe Böblingen hat derzeit zwei Kleinbussee.  Der Fahrdienst wird durch ehrenamtliche Vorruheständler durchgeführt.
Was die Finanzen betrifft können die Vereinsaktivitäten nur zu einem geringen Teil aus den Mitgliedsbeiträgen bestritten werden.  Finanzmittel werden unter anderem auch benötigt für die Beratung,  Information und den gegenseitigen Austausch Betroffener.
Aus diesem Grund ist der Verein auf freiwillige Unterstützung von privaten Spendern und Unternehmen angewiesen und ist froh und dankbar für jede kleine und große Spende.
Die vorgesehene Zeit verging recht schnell, da es viel Interessantes zu hören gab und auch immer wieder interessiert nachgefragt wurde. Albert Bühler dankte als Vorsitzender Herrn Haab und Herrn Bauer für ihr Kommen und ihren interessanten und informativen Bericht und Gerd Frei überreichte dann noch den jährlichen Scheck mit den besten Wünschen für die Zukunft.


Für den Sozial- Ausschuss: Dagmar Schweisthal